TAGEBUCH

Ludwig Philippson (* 22. Dezember 1811 in Dessau; † 29. Dezember 1889 in Bonn) war ein deutscher Schriftsteller und Rabbiner.

PREDIGT NACH 150 JAHREN WIEDERGEFUNDEN

Heute braucht man nur einen Mausklick, aber noch vor drei Jahren schien die Predigt, die der Rabbiner Ludwig Philippson am 30. August 1850 anlässlich der Einweihung der „Neuen Synagoge zu Eisleben“ gehalten hatte, unauffindbar zu sein. Dr. Holger Brülls konnte 1998 in seinem Buch „Synagogen in Sachsen-Anhalt“ nur die Zusammenfassung zitieren, die uns bis dahin vorlag.

Philippson war ein bedeutender Gelehrter und Vertreter des Reformjudentums. Er war Herausgeber der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, welche schon bald eine der wichtigsten Zeitungen für liberale Juden in Deutschland wurde. Als Schriftsteller und Verleger setzte er sich sehr für die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung Deutschlands. Er übersetzte nicht nur theologische Texte, sondern veröffentlichte mehrere wichtige Bücher. Mit seinem Werk „Haben die Juden Jesum gekreuzigt?“ wurde er 1866 über die Grenzen Deutschlands bekannt und entfachte damit z.T. sehr emotional geführte Diskussionen.

Jetzt veröffentlichte Prof. Dr. Andreas Lehnardt das Inventar der von ihm verwalteten alten jüdischen Gemeindebibliothek, die sich heute als Leihgabe der Jüdischen Gemeinde Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität befindet. Er veröffentlichte es im Internet, und auf unsere Anfrage hin kam alsbald eine sehr freundliche Email mit den 18 eingescannten Seiten im Anhang.

Für Rüdiger Seidel geht damit ein Traum in Erfüllung. Auch er hatte lange nach der Predigt recherchiert. „Im Jahre 2012“, sinniert er „in diesem Jahr lassen wir uns die Originalpredigt von einem Rabbiner in der Synagoge vortragen“.

 

Sebastian Funk