TAGEBUCH

Der Ur-Ur-Enkel der Eisleber Jüdischen Familie Ruben Hirsch Bauchwitz besuchte Eisleben.

FAMILIE BAUCHWITZ IN EISLEBEN

Prof. Dr. Robert Bauchwitz hatte am Pfingstmontag eine Reise nach Eisleben geplant und war pünktlich mit dem Zug angekommen. Mitgebracht hatte er seine Frau Ann, seine Schwester Marysue mit Mann Chuck Rogers und die Nichte Katie, die in Wien lebt. Es war für die Mitglieder des  Synagogenvereins eine Freude diese Gäste auf den Spuren ihrer Vorfahren zu begleiten.

Mit den Deutschkenntnissen von Katie war es ein Leichtes die Familie Bauchwitz durch Eisleben zu führen. So sind wir an dem Wohn- und Geschäftshaus der Familie, Markt 32, vorbei gegangen und haben die Stolpersteine der Stadt gesehen und die Schicksale der Eisleber Juden beleuchtet. Mit dem Tod von Ruben Bauchwitz ist der Lebensmittelpunkt der Familie nach Halle verlagert worden. Dort hatte der Großvater von Prof Bauchwitz ein Textilhandelsgeschäft.

 

Jetzt hat sich auch herausgestellt, wo die Familien zu Hause sind. Robert Bauchwitz in Rockville, USA, im Staate Maryland und die Familie seines Schwagers, Chuck Rogers. Er ist Professor für Physik an  der Universität von Colorado. Er nimmt seit einem Jahr ein Forschungsauftrag an der Universität in Innsbruck wahr, den er im Juli abschließt und wieder in Colorado unterrichten wird.

 

Sie berichteten, dass ihr Urgroßvater in Halle begonnen hatte, ein Textilverkaufsunternehmen zu etablieren und sein Vater, der am 22. September 1920 in Halle geboren wurde, nach der Reichspogromnacht mit dem Großvater verhaftet und nach Sachsenhausen eingesperrt wurde. Von dort kamen er und sein Vater durch die Misshandlungen und schlechten Bedingungen mit einer Lungenentzündung und mit Erfrierungen an den Füßen und Händen zurück und der Großvater musste stationär behandelt werden und wurde in einem Katholischen Krankenhaus ärztlich versorgt. Die Familie musste aus ihrer Wohnung heraus und sie hatten Glück, dass ehemalige Bedienstete sie aufnahmen.

Besuch auf dem Neuen Freidhof.

Roberts Vater und seine Schwester Rita hatten von ihrem Onkel mütterlicherseits ein Visum für Palästina und reisten dorthin aus. In Palästina besuchte sein Vater die Technische Universität in Haifa und erwarb den Magistertitel. Die Schwester arbeitete für die englische Armee.

 

Nach dem Krieg ging Peter S. Bauchwitz in den Iran und arbeitete an der Erschließung von Ölfeldern. Danach ging er in die USA, arbeitete für die US-Regierung in einer Gummi-Anlage und besuchte die Columbia-Universität in New York. Dann immatrikulierte er sich an der Universität von Chicago und verließ sie mit einer Dissertation zum Dr. rer.nat. (Chemie). Er ging nach Louisville, Kentucky, und arbeitete dort im Bereich Elaste in der Chemischen Industrie. Dort lernte er seine spätere Frau kennen, Maria-Helena Pameira, eine Physikerin, die in einem Hospital für Geburtshilfe und Frauenheilkunde tätig war.

 

Die Familie zog noch einmal um nach Wilmington, Delaware, wo er im DuPont-Experimental-Station abeitete. Hier wurde sein Sohn Robert Bauchwitz geboren. Genau 82 Jahre später verstarb der Vater Dr. Peter Siegbert Bauchwitz in Wilmington.

 

Auf die Frage nach ihrer jüdischen Religiösität haben alle mit nein geantwortet, sie gehen nicht in die Synagoge und haben sich deutlich amerikanisiert.

 

Die Gäste haben bemerkt wie sich der Förderverein um die Geschichte der Juden im Mansfleder Land bemühen und sich mit den besten Wünschen für die Instandsetzung der Synagoge ins Gästebuch eingetragen.

 

Die Reise der Familie war aber in Eisleben noch nicht zu Ende. Sie wollen noch nach Polen fahren um den Ausgangsort der Familie zu besuchen, Bauchwitz- Bukowiec.

 

Rüdiger Seidel