TAGEBUCH

Zur Stolperstein-Verlegung für die Familie Loewe werden auch Angehörige aus Israel kommen.

VORSCHAU: STOLPERSTEINE IN SANGERHAUSEN

Stolpersteinverlegung und Veranstaltungen am 8. November 2013

„Reichspogromnacht“ – in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brennen in Deutschland Synagogen, die Verfolgung der Juden nimmt ungeahnte Ausmaße. Wir gedenken und mahnen an diesen Tagen durch Veranstaltungen, Stadtgänge oder durch die Verlegung von Stolpersteinen an den ehemaligen Wohnorten jüdischer Mitbürger.


In diesem Jahr werden die kleinen Erinnerungszeichen am 8. November (Beginn: 15: 30 Uhr) für die Kaufmannsfamilie Moritz und Henrietta Loewe verlegt. Sie hatten ein Schuhgeschäft in Göpenstraße 21 und wurden schon nach dem „Judenboykott 1933“ so gedemütigt und bedrängt, dass sie nach Palästina flohen und dort bettelarm ein neues Leben beginnen mussten. 12 Enkel und Urenkeln werden nun an diesem Tag aus Israel nach Sangerhausen kommen und mit uns nach den Spuren ihrer Großeltern suchen.


In der Göpenstraße 13 befand sich das Geschäft von Bendix und Luise Ikenberg. Vor antisemitischen Anwürfen wichen sie schon vor 1933 nach Bad Frankenhausen aus. Dem ältesten Sohn Kurt gelang 1933 die Flucht nach Paris, der jüngere Ernst Ikenberg blieb bei den Eltern in Deutschland zurück, wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb 1944 in Auschwitz.


Dem Rassenwahn der Nationalsozialisten fielen neben den Juden auch Menschen mit Behinderungen und seelischen Krankheiten zum Opfer. Wir erinnern am Alten Markt 14 an ein deutsches Mädchen, das 1941 im Alter von 14 Jahren in einer psychiatrischen Anstalt von Ärzten ermordet wurde. Was hinter den Begriffen „Euthanasie“ und „T-4 Aktion“ steht, werden zwei Forscher von der Universität Rostock um 19 Uhr in der Jacobikirche erläutern. Sie sind den Schicksalen der Betroffenen aus Sangerhausen und Umgebung nachgegangen.

Diese Veranstaltungen wenden sich an Menschen, die der Vergangenheit, Schuld und fremdem Leid,  nicht gefühllos gegenüber stehen wollen. Nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern im Wissen um die Irrwege unserer Geschichte und mit dem Bekenntnis zu einer humanen und solidarischen Gesellschaft heute.


8. November 2013: 15.30 Uhr Stolpersteinverlegung in der Göpenstraße und am Alten Markt. 18.30 Uhr Jacobikirche Ausstellungeröffnung „NS-Euthanasie“, 19:00 Uhr Vortrag und Diskussion mit Dr. Ekkehardt Kumbier, Dr. Kathleen Haack, Universität Rostock, Moderation Dr. Dr. habil Volker Thieme, Bremen


Ablaufplan 8. November 2013

15:30 – 16:30 Uhr Stolpersteinverlegung für verfolgte jüdische Mitbürger

Göpenstraße 21 – Familie Moritz und Henrietta Loewe (Nachkommen aus Israel sind anwesend)

Schülerbeitrag: Das Jahr 1933 in Sangerhausen

Göpenstraße 13 – Ernst Ikenberg, ein Kadisch für den in Auschwitz Ermordeten

Weg des Gedenkens zum Alten Markt 14


17.00 Uhr Stolpersteinverlegung für ein Opfer der NS-Euthanasie

Edith G. – mit 14 Jahren wird das behinderte Mädchen von NS-Ärzten ermordet. Schüler verlesen einen Brief an Edith G.


18:30 Uhr Jacobikirche, Eröffnung der Ausstellung „NS-“Euthanasie“ auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt“ Ansprache: Dr. Ute Hoffmann, Leiterin der Gedenkstätte Bernburg


19.00 Uhr Jacobikirche, Vortrag und Diskussion


„Mord an Kranken und Behinderten im Nationalsozialismus – auch

Sangerhausen war betroffen“ (Arbeitstitel)

Dr. Ekkehard Kumbier und Dr. Kathleen Haack von der Universität Rostock stellen die Ergebnisse ihrer Recherche vor. Moderation: Dr. Dr. habil Volker Thieme, Bremen.


Alle Veranstaltungen werden durch Beiträge der Kreismusikschule begleitet.


Peter Gerlinghoff

www.erinnern-und-gedenken.de