TAGEBUCH

Die jüdische Familie Burak vor ihrem Laden in der Sangerhäuser Straße in Eisleben.

SCHULPROJEKT: SIND JUDEN DEUTSCHE?

Dies ist der recht provokante Titel unseres Schulprojektes, um dessen Mitwirkung wir durch das „Lokale Bündnisses für ein verantwortliches Miteinander Mansfeld-Südharz“ gebeten wurden.

 

Seit vielen Jahren erforscht der Förderverein die Geschichte der ehemaligen Synagoge und der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Eisleben. Ich erinnere mich noch genau, wie es war, als ich zum ersten Mal allein in der gerade leergeräumten Synagoge stand und die Spuren der Geschichte betrachtete. Wer waren diese Menschen, die hier gelebt haben? Wie hießen sie? Wo wohnten sie? woher waren sie gekommen? Und vor allem, wohin sind sie gegangen?

 

Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach war, Antworten auf diese Fragen zu erhalten. Und so begann ich systematisch zu suchen und zu sammeln. Am Anfang bekam ich nur eine Reihe von Listen mit Namen, die die Nationalsozialisten angelegt hatten. Die Listen waren eines ihrer perfiden Werkzeuge, denn dadurch gelang es ihnen, die Menschen auf einen Eintrag zu reduzieren. Dagegen kommt man nur an, wenn man mit möglichst vielen Details den Menschen hinter der Liste wieder findet.

 

Aufgrund dieser Überlegungen möchten wir bei dem Schulprojekt ein paar konkrete Beispiele ehemaligen jüdischen Lebens in Eisleben zeigen. Also eine bestimmte Familie, von der wir Bilder haben und Geschichten erzählen können. Und wir sehen, dass sie in unsere Nachbarschaft wohnten und in die gleichen Schulen gingen, in die wir heute gehen.

 

Ich freue mich ganz besonders, dass wir den Vorsitzenden der liberalen jüdischen Gemeinde Herrn Karl Sommer aus Halle für die Mitarbeit gewinnen konnten.

 

Das Projekt wird gefördert durch den „Lokalen Aktionsplan“ (LAP) Programmteil des Bundesprogramms gegen Rechtsextremismus „Vielfalt tut gut“. Das Honorar für meinen Projektbeitrag kommt dem Förderverein zugute.

 

Sebastian Funk

 

Offizielle Projektbeschreibung:

Sind Juden Deutsche ?

Sebastian Funk, FV Alte Synagoge Eisleben e.V.

Karl Sommer, Synagogengemeinde Halle e.V.

Maria Hahn, Gleichstellungsbeauftragte L. Eisleben

 

Inhalt:

  • An Hand der Recherche , wo in Eisleben bis 1941/42 jüdische MitbürgerInnen wohnten, werden an 4 Beispielen die Biographien dieser Familien dargestellt (in Wort und Bild). Diese haben eine besonders aktuelle Bedeutung, da diese Menschen in überwiegender Zahl in Sobibor ermordet wurden; was gerade durch den wohl letzten Kriegsverbrecher- prozess (i.V.m. den Naziverbrechen im 2. WK) der Gegenwart gegen Iwan Demjanuk besondere Bedeutung erlangt. Dabei entsteht für die SchülerInnen auch nachvollziehbar ein Raumgefühl, wenn sie wieder durch unsere Stadt gehen und an verschiedenen Stellen „Stolpersteine“ sehen.
  • Der Vorsitzende der Synagogengemeinde wird daran anknüpfend der Frage nachgehen, warum hier lebende Juden Deutsche sind und wie sich dies aus der Geschichte und Kultur /Religion des Judentums herleitet.
  • An Hand des Buches „Alle Juden sind …“-50 Fragen zum Antisemitismus wird Frau Hahn mit „ausgewählten Meinungen und Vorurteilen“ die Diskussion eröffnen.

 

Die SchülerInnen erhalten Arbeitsblätter.

Als Vorbereitung auf diesen Vortrag erhalten die SchülerInnen die Aufgabe, in Eisleben Zeugnisse einstigen jüdischen Lebens zu suchen und kurz zu beschreiben:

  • Was wurde gefunden ?
  • Wo wurde es gefunden?
  • Woran hat man den Gegenstand, die Person, das Zeichen erkannt ?