TAGEBUCH

Im Archiv des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main

BESUCH IM ARCHIV DES JÜDISCHEN MUSEUMS

Letzte Woche war ich in Frankfurt und konnte auch das dortige jüdische Museum besuchen. An der Rezeption fiel mir ein, dass wir von hier die Kopien vom Register des Neuen jüdischen Friedhofes bekommen hatten. Das Register war uns eine unschätzbare Hilfe beim Aufbau unserer genealogischen Datenbank. Leider fehlt uns eine Seite des Registers, sie betrifft etwa die Zeit des Ersten Weltkrieges. Außerdem ist die letzte Seite größtenteils geschwärzt und beschädigt. Es sieht nach Feuer und Stichen aus. Schon lange hatten wir uns gewünscht, die Originale zu sichten, um vielleicht doch noch den einen oder anderen Namen entziffern zu können.


Als ich also an der Rezeption stand, fiel mir die Geschichte wieder ein und ich fragte, ob Herr Dr. Lorenz, der damals im Email-Verkehr so hilfsbereit war, vielleicht zu sprechen sei. Man rief ihn an, und Herr Dr. Lorenz ließ mich gleich zu sich nach oben in das Archiv kommen. Wenn Spitzweg je ein Archiv gemalt hätte, dieses hier hätte ihm eine malerische Vorlage bieten können. Es ist im Dachraum untergebracht und bis zum letzten Quadrat-Zentimeter ausgenutzt. Überall türmen sich Archivalien aus Boxen, Büchern, Kisten und Kästen. Daher ist auch der Bau eines neuen Archivgebäudes geplant.


Nachdem ich Herrn Dr. Lorenz kurz erläutert hatte, dauerte es nur Sekunden bis er mit einer Schachtel kam. Ich hatte mich zwar überhaupt nicht auf diesen Besuch vorbereitet, aber zum Glück haben wir das Register ja hier auf unserer Homepage veröffentlicht. So konnte ich Herrn Dr. Lorenz ganz genau zeigen, wo bei uns die Lücken sind. Leider stellte sich aber heraus, dass wir eine vollständige Kopie der Schachtel hatten. Herr Dr. Lorenz erläuterte mir, dass die Nationalsozialisten die Dokumente im Schloss Sowieso (den Namen habe ich leider vergessen) gesammelt hatten und dort verfilmten. Beim Vormarsch der Roten Armee sei das Schloss mit allen Archivgütern untergegangen. Allein ein Teil der Filme sei gerettet worden. Die Original-Filme befinden sich jetzt im Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig. Also zurück nach Leipzig.


Herzlichen Dank an Herrn Dr. Lorenz für seine große Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit.


Sebastian Funk