TAGEBUCH

Der Förderverein Eisleber Synagoge erinnerte mit einer Feierstunde an die Gründung der Jüdischen Gemeinde in Eisleben vor 200 Jahren. Die Synagoge wurde 1850 eingeweiht.

VOR 200 JAHREN: FEIERSTUNDE ZUR GRÜNDUNG DER JÜDISCHEN GEMEINDE

Mit einer Feierstunde im Eisleber Ratssaal ist am Mittwoch an die Gründung der jüdischen Gemeinde vor 200 Jahren erinnert worden. Rüdiger Seidel, Vorsitzender des Fördervereins Eisleber Synagoge, konnte dazu unter anderem das Ehepaar Michelle und Daniel Schlosser aus Australien begrüßen. Daniel Schlosser ist der Urenkel von Benno Goldstein, der 1900 mit seinem Bruder Hermann das damals größte Kaufhaus in Eisleben eröffnet hatte, heute als Großer HO bekannt.

Seidel, der seit der Gründung 2001 Vorsitzender des Synagogenvereins ist, gab einen kurzen Abriss der Geschichte der am 9. September 1814 gegründeten Jüdischen Gemeinde. 1850 wurde die Synagoge in der heutigen Lutherstraße, damals Lange Gasse, eingeweiht. Zuvor war das Haus umgebaut worden, weil die Gemeinde durch eine Neustrukturierung stark gewachsen war. Letzter Kantor war 1938 Gustav Mosbach. „Wir müssen uns der Geschichte stellen“, sagte Seidel. Der Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Juden in Eisleben und der Region zu erforschen und die ehemalige Synagoge wieder herzurichten.

Anja Spiller, Mitarbeiterin der Botschaft des Staates Israel in Deutschland, würdigte die Arbeit des Eisleber Vereins. Gerade in den heutigen Zeiten, da der Antisemitismus wieder zu einer „existenziellen Gefahr“ für Juden werde, seien Bürger sehr wichtig, „die mahnen und Solidarität zeigen“. Der Vorsitzende des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt, Max Privorozki, sagte, die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Eisleben bestehe aus vielen Einzelschicksalen. Der Verein trage dazu bei, diese Schicksale zu bewahren.

 

 

Zu einem Konzert mit jüdischer Chormusik lädt der Synagogenverein am 10. Oktober, 19 Uhr, in die Eisleber St. Annenkirche ein. Es singt der Synagogalchor Leipzig unter Leitung von Ludwig Böhme. Das Ensemble, das 2012 sein 60-jähriges Bestehen beging, widmet sich der Pflege und Bewahrung synagogaler Musik sowie jiddischer und hebräischer Folklore.

 

Mitteldeutsche Zeitung (MZ)

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