Vergangene Woche hatte sich der Eisleber Rorayclub zu einer Veranstaltung in die Synagoge Eisleben begeben. Sie wollten sich die Entwicklung anschauen und etwas über die Geschichte dieses Hauses hören.
Herr Seidel berichtete über die Geschichte der Juden in Eisleben und Umgebung und erläuterte die verschiedenen Epochen ihrer Entwicklung. So deutete er an, dass Juden seit 1316 in Eisleben nachgewiesen sind und die Juden durch Luthers Antijudaismus aus Eisleben Ende des 16. Jahrhunderts vertrieben worden und sich in Polen und in der Ukraine neu ansiedelten. Erst mit den bürgerlichen Umwälzungen der Französischen Revolution kamen auch die neuen Gesetze nach Deutschland. Seit 1807 war unser Territorium das Königreich Westfalen mit dem französischen König Jerome, dem Bruder Napoleons, an der Spitze. Diese neuen Bestimmungen „code civil“ hebelte die alte Ordnung aus und es waren Prinzipien, wie das Niederlassungsrecht, die Gleichstellung der Menschen u.v.a.m., die die neue Zeit einläutete.
Auch die spätere preußische Herrschaft konnte an den Veränderungen wenig tun. So waren am Anfang des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Juden in unser Territorium gekommen, die am 9. September 1914 eine jüdische Gemeinde gründeten. Die Gemeinde wuchs und 1847 wurden zentralisierte Gemeinden in Preußen gebildet, so dass Eisleben das Zentrum solch einer Gemeinde wurde. Plötzlich stieg die Anzahl der Juden sprunghaft an und es musste eine größere Synagoge gebaut werden. Entscheidungen darüber wurde in der Gemeinde getroffen und man entschied sich für die billigste Variante, das Haus mit dem Gebetsraum in der Langen Gasse zu erweitern und zu vergrößern.
Am 30. August 1850 wurde die Synagoge durch den Oberrabbiner Dr. Ludwig Philippson unter Anwesenheit der evangelischen Pfarrer, des Oberbürgermeisters und des Landrats geweiht. Auch der Gesang des Chores der Eisleber Seminars unter der Leitung des Organisten Klauer wurde gelobt. Das sind Beispiele für die Akzeptanz und Toleranz der christlichen Eisleber den Juden gegenüber.
Die Gemeinde entwickelte sich und erreichte Ende des Jahrhunderts eine Mitgliederzahl von zweihundert. Erst die Zeit des Nationalsozialismus beendete dieser Blüte und Gemeinsamkeit und die Gemeinde wurde physisch beseitigt. Ab dem 15. April 1942 gab es in Eisleben keine Juden mehr.
Der Verein berichtete weiter, dass es im vergangenen Jahr gelungen ist, die bauliche Außenhülle instandzusetzen. Jetzt soll es an die innere Ausgestaltung des Hauses gehen.
Viele Fragen wurden beantwortet und der Rotaryclub übergab dem Verein 300,-€ als Spende für die weitere Entwicklung des Vereins.
Herzlichen Dank
Rüdiger Seidel