Amadeu Antonio Kiowa lebte als angolanischer Vertragsarbeiter im brandenburgischen Eberswalde. In der Nacht vom 24. zum 25. 11 1990 zogen etwa 50 rechtsextreme Jugendliche mit Baseballschlägern durch die Stadt, um Jagd auf Schwarze zu machen. Herr Kiowa und zwei Mosambikaner wurden brutal zusammengeschlagen und der 28-jährige Angolaner starb zwei Wochen später an den Folgen, damit wenige Wochen vor der Geburt seines gleichnamigen Sohnes. Er war damit das erste Opfer rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung. Acht Jahre später wurde die gleichnamige Stiftung gegründet, die finanziell durch den „Stern“ und die Weinheimer Freudenbergstiftung unterstützt wird. Die MitarbeiterInnen haben seitdem zahlreiche Projekte zur Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet, unterstützt und initiiert. Dabei sind sie u. a. der Frage nachgegangen, warum unmittelbar nach der friedlichen Revolution solche Taten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR Realität wurden und stellten bei den Recherchen, die z. T. mit Jugendlichen in verschiedenen Städten Brandenburgs, in Berlin und auch im Raum Dessau durch- geführt wurden fest, dass Staatsdoktrien allein nicht tauglich sind, um rassistische und antisemitische Vorurteile und (tätliche) Handlungen auszuschalten.
Das Ergebnis ist diese Ausstellung mit dem Untertitel „Antisemitismus in der DDR“.
An dieser Stelle sei bereits der Katharinenschule gedankt, die ihre Aula dafür zur Verfügung stellen wollte und dem Martin -Luther-Gymnasium, welches wegen der dort aufgetretenen baulichen Probleme hilfreich einsprang.
Die Ausstellung vermittelt einen schlüssigen Überblick über die jahrhundertelange Entwicklung des Antisemitismus und seine immer schärferen Auswüchse, die letztlich in den Holocaust mündeten. Warum -in Ost wie West- der Antisemitismus nicht überwunden war und ist, zeigen nicht nur die Gewalttaten verblendeter und unwissender Jugendlicher, sondern auch die nachgewiesenen politischen Winkelzüge einzelner Staaten. So wurde z. B. der Zionismus seitens der Sowjetunion und später der DDR, wie des gesamten Ostblocks mit der Gründung Israels im Jahre 1948 unterstützt. Innenpolitisch hatte man aber ein wachsames Auge auf alles Jüdische, da man merkte, dass mit dem „Aufbau des Sozialismus“ sich Religion, und damit auch die jüdische, nicht überlebten. So konnten, oft willkürlich, Juden, die während der Nazizeit nach Westeuropa und nach Übersee emigriert waren und nun wiederkehrten, aber auch Juden als Unternehmer (selbst wenn sie nicht nur ihr Vermögen, sondern auch ihre Familien verloren hatten) schnell als Verbündete des amerikanischen Imperialismus angeklagt werden. Der Stalinismus machte es möglich! In der Ausstellung finden sich zahllose Beispiele für derartige Machenschaften des Staates und viele Namen bekannter Intellektueller lassen aufhorchen. Die Ausstellung wird zusätzlich durch Bild- und Tonberichte der befragten Zeitzeugen noch lebendiger. Am Eröffnungstag, im Beisein einer der Autorinnen der Ausstellung, Frau Dr. Heike Radvan, waren nicht nur Geschichtslehrer, sondern auch Auszubildende der hiesigen Berufsschule von der Aussagekraft überrascht.
Die Ausstellung wird am 14.12. 2010 um 18.00 Uhr nochmals im Kolpingwerk in Hettstedt eröffnet und ist dort bis voraussichtlich bis 10. Januar zu besichtigen.
Das Projekt des Fördervereins Synagoge Eisleben wurde unterstützt durch „Vielfalt tut gut“.
Maria Hahn