TAGEBUCH

Berlin Weißensse ist mehr als nur eine Begräbnisstätte. Er ist der größte jüdische Friedhof in Europa, der noch aktiv ist. Hier ruhen 115.000 Tote. Nach jüdischer Tradition bleibt der Bestattungsplatz bis zum Jüngsten Tag reserviert.

FILMTIP: „IM HIMMEL UNTER DER ERDE“

„Im Himmel, unter der Erde“ – Der jüdische Friedhof Weißensee, Deutschland 2011, 90 Min., FSK ab 6, von Britta Wauer. Panorama Publikumspreis, 61. Internationale Filmfestspiele Berlin 2011.

In dem Dokumentarfilm werden dem jüdischen Friedhof viele Geschichten entlockt. Denn weder der Friedhof noch sein Archiv sind je zerstört worden.

 

Im Norden der Stadt, versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von Mauern und bedeckt von einem Urwald aus Bäumen, Rhododendron und Efeu liegt der Jüdische Friedhof Berlin-Weißensee. Er wurde 1880 angelegt, ist 42 Hektar groß, hat derzeit 115.000 Grabstellen und immer noch wird auf ihm bestattet. Weder der Friedhof noch sein Archiv sind je zerstört worden – ein Paradies für Geschichten-Sammler.

 

Britta Wauer und ihr Kameramann Kaspar Köpke waren immer wieder auf dem Jüdischen Friedhof und haben einen höchst lebendigen Ort vorgefunden. Menschen aus aller Welt kommen dort hin und können von jüdischer, Berliner und zugleich deutscher Geschichte erzählen, von der dieser Ort erfüllt ist.

Regisseurin Britta Wauer über ihren Film:

Mehr als 115.000 Verstorbenen mit ihren Schicksalen und Angehörigen in einem Film gerecht zu werden, ist mehr als eine Herausforderung. Den Anspruch vollständig zu sein, kann er nicht haben. Eine Aufzählung von großen Namen, eine Aneinanderreihung von Lebensleistungen oder trauriger Todesfälle machen keinen sehenswerten Film. Doch den hat Weißensee verdient.

Nicht Grabanlagen, Efeu und Kieselsteine sollen die Leinwand füllen, sondern Menschen, die uns vom reichhaltigen Leben erzählen, das einst in Berlin zu Hause war. Mir geht es um persönliche Verbindungen.

 

Die Idee war, einige wenige Schicksale herauszugreifen und die Protagonisten, die auf persönliche Weise mit den Verstorbenen verbunden sind, erzählen zu lassen. Menschen mit ihren Erinnerungen, Gefühlen und Gedanken stehen im Mittelpunkt. Sie sollen in dem Film die Hauptrolle spielen, dem Zuschauer begreiflich machen, was an Weißensee so kostbar ist.

Naturgemäß überschattet die Zeit der Nazidiktatur alle anderen Ereignisse. Doch der Film will sich nicht darauf beschränken, Todesfälle aus jenen Jahren zu erzählen. Die Toten in Weißensee nur auf ihr trauriges Ende zu reduzieren, wäre falsch.

 

Viele der dort Begrabenen haben Außergewöhnliches vollbracht, etwas Besonderes geleistet oder Kurioses erlebt. Der Film will auch komische, absurde und nachdenkliche Geschichten erzählen und von einer große Liebe berichten – einer ohne Happy End.

 

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