Es gibt sie wirklich: Rabbinerinnen in Deutschland. Und eine, Frau Dr. Ulrike, Offenberg, besuchte auf Einladung des Eisleber Synagogenvereins unsere Stadt. Die erste Station war die Torgartenschule in der Lutherstadt. Die Schüler der 4b warteten auf den Besuch und hatten viele Fragen an die Rabbinerin, z.B. was unterscheidet Channukka vom Pessachfest?, oder darf ein Jude mit einem Cabriolet zur Synagoge fahren und ähnliche Fragen wurden gestellt. Frau Offenberg beantwortete alle Fragen geduldig und erklärte auch den Shabbat, wobei sie auch ein Challot verteilte, das Brot was am Shabbat-Abend gegessen wird. Die Schüler waren recht gut auf ihren Besuch vorbereitet worden, denn die Fragen der Schüler waren recht konkret und von Kenntnis geprägt.
Zur Person von Frau Dr. Offenberg kann man sagen, dass sie Mutter dreier Kinder und in Ost-Berlin geboren und in der DDR aufgewachsen ist. Ihre rabbinische Abschlussarbeit hat sie über das Achtzehnbittengebet geschrieben, ein Kernstück des jüdischen Gottesdienstes. Während ihres Studiums in Jerusalem engagierte sich Offenberg in der Gruppe »Women of the Wall«. Die Initiative setzt sich für gleiche religiöse Rechte von Frauen an der Klagemauer ein, etwa das Recht, einen Gebetsschal zu tragen oder aus der Tora zu rezitieren. Im traditionellen Judentum sind diese Tätigkeiten Männern vorbehalten.
Der zweite Teil ihres Besuches war am Nachmittag ein Vortrag im Rathaussaal mit der Thematik
„Frauen als Rabbinerinnen“. Sie erwähnte dabei, dass Regina Jonas 1935 in Berlin zur ersten Rabbinerin ordiniert wurde und bis zu ihrer Deportation, 1942, nach Theresienstadt als Rabbinerin in reformierten Gemeinden Berlins arbeitete. 1944 wurde sie in Auschwitz ermordet.
Die Zuhörer dankten Frau Dr. Offenberg und wünschten sich weitere solche Vorträge.
Rüdiger Seidel