Das Haus Glockenstraße 19 auf der rechten Seite, das zweite von rechts (2012). Hier hatte der Kürschner Max Louis Sonmerfeld sein Geschäft.
Der jüdische Kaufmann Wolff Isaac Abraham Sommerfeld kam schon 1809 mit seiner Frau aus Warschau nach Eisleben. Hier war sein Vater als als Schutzjude registriert. Seine Frau war Rahel Heinemann (geb. 1781 in Bernburg, gest. 1844 in Eisleben). In Eisleben legte Sommerfeld ein Attest des Warschauer Magistrates vor:
„Daß der geschätzte Wolff Isaac Abraham Sommerfeld, der Sohn des hiesigen Schutzjuden Isaac Abraham Sommerfeld ist, derselbe sich in der General Juden Tabelle dslb. Nr. 9 zum Schutz verzeichnet, und seit seinen 14ten Jahren an die Reckruten Abgaben entrichtet hat, sich übrigens auch ehrlich ernährt und gut aufgeführt, daß man ihm nichts böses nachsagen kann, solches wird dem p Wolff Sommerfeld seines auf Verlangen in Freuden attestiert.“
Er erhielt am 15.06.1809 das Bürgerrecht und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der jüdischen Gemeinde. Er wohnte im Neuendorfer Viertel. 1809 lud er einen Pfarrer zur Beschneidungsfeier seines ersten Sohnes. Der Pfarrer berichtete:
„Im Monat Juni ließ sich die erste Judenfamilie hier nieder. Die Frau gebar bald nach ihrer Herkunft einen Sohn, zu dessen Beschneidung ich herzlichst eingeladen wurde. Ich begab mich am bestimmten Tage in die Wohnung der Jüden, Wolf Sommerfeld genannt, war Zuschauer bei der Beschneidung und sodann Gast mitten unter 10 Juden, deren gutes, höfliches Betragen gegen mich ich nicht genug loben kann.“
Wolff Isaac Abraham Sommerfeld und seine Frau Rahel sind in Eisleben gestorben und auf dem alten Jüdischen Friedhof begraben. Ihre Gräber und Grabsteine wurde zerstört.
Einer seiner Enkel war Max Louis Sonmerfeld (geb. 1854 in Eisleben, gest. 1934 in Berlin). Er wurde Kürschnermeister. Er war 1870 Lehrling beim Kürschner Carl Rentsch und wohnte 1891 und 1892 in der Rathausstraße 6 und 1885 in der Glockenstraße 19. Er annoncierte 1885 im Eisleber Tageblatt:
„Max Sommerfeld Glockenstraße 19, empfiehlt sein reichhaltiges Mützenlager, alle Arten Schülermützen sind in großer Auswahl nach großstädtischem Stil gearbeitet, immer auf Lager. Bergmannsmützen sind in verschiednen Jacons immer zu haben, schon von 2 Mark 25 Pfg an bei Max Sommerfeld Glockenstraße 19“.
Er war verheiratet mit Pauline Abraham (1859-1937). Ihre Kinder waren:
1. Julius Sommerfeld (geb. 1885 Eisleben, gest. nach 1947 vermutlich Berlin). Er war Kürschner in Berlin und wohnte 1939 in der Kastanienallee 87 in Berlin, Prenzlauer Berg. Er entging vermutlich wegen seiner nicht-jüdischen Ehefrau der Verfolgung und wurde 1947 in Berlin als Überlebender des Holocaust genannt.
2. Saroni „Aron“ Sommerfeld (geb. 1889 in Eisleben, gest. 1955 in Chicag) Er war Goldschmiedemeister und Juwelier. Im 1. Weltkrieg diente er im 3. Landsturm-Infanterie-Bataillon Tilsit und wurde am 29.11.1918 vermisst gemeldet und am 19.09.1919 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Er wohnte 1930 und 1933 in Berlin, Französische Straße 17, und 1937 Charlottenstraße 62. Er floh mit seiner Frau am 13.06.1939 von Bremen nach Shanghai. Dort betrieb er 1944 in Shanghai, 783 East Seward Rd., ein Juweliergeschäft. Er reiste am 31.10.1947 auf dem Schiff „General William H Gordon“ nach San Francisco, ließ sich in Chicago nieder und annoncierte am 26.11.1948: „Juwelier und Goldschmiedemeister (früher Berlin-Shanghai) 2002 N. Drake Avenue Chicago 47, III Tel. Be 5-6264. Reparaturen, Umarbeitungen, Neuanfertigungen. Reichhaltiges Lager in Gold und Silberwaren“. oo 03.08.1929 in Berlin Else Martha „Elsie“ Becker, geb. 23.08.1900 Berlin, gest. 15.11.1976 Chicago.
3. Walter Sommerfeld (geb. 1891 in Eisleben, gest. 1975 in New York). Er war 1937 Kürschner in Berlin, Josephstraße 5 und floh am 24.01.1939 mit dem Schiff Scharnhorst von Bremen nach Shanghai. Von dort konnte er am 01.10.1947 nach San Francisco ausreisen. 1953 wurde er in den USA eingebürgert.
4. Max Sommerfeld (geb. 1893 Eisleben, gest. 1893 Eisleben).
Markt 32 im Jahre 2008 (Mitte).