Denken Sie bitte bei jedem Besuch daran, jeder Tote ist in seinem Grab allgegenwärtig, gemäß dem Buch Hiob, Psalm 5,2 ,,Ich lag im Schlaf, jedoch mein Herz blieb wach“. So ist alles erlaubt, was die Toten ehrt und alles verboten, was die Ruhe der Toten stört.
Eine sehr schöne Einführung in das Wesen der jüdischen Friedhöfe in Deutschland finden Sie hier:
Der neue jüdische Friedhof wurde 1877 zusammen mit dem neuen städtischen Friedhof angelegt. Auf dem Friedhof befinden sich heute etwa 60 Grabmale der jüdischen Gemeinde. Von einer regelrechten Schändung des Friedhofes durch die Nationalsozialisten ist nichts bekannt. Dafür wurden aber etwa 40 polnische Zwangsarbeiter auf dem mittleren Teil des Friedhofes begraben, und es ist anzunehmen, dass dafür beinahe die Hälfte der jüdischen Grabstätten beseitigt wurden.
Für die auf dem jüdischen Friedhof begrabenen polnischen Zwangsarbeiter wurde am 24.06.1945 ein Gedenkstein gesetzt. Der Stein trägt die Namen und war wohl obenauf mit einem eisernen Kreuz versehen, das noch auf dem Friedhof liegt. Die jungen Menschen waren von der deutschen Besatzung verschleppt worden, um im Schacht bei der Mansfeld-AG, auf den Feldern der Großbauern und im Stollen des KZ Wansleben zu arbeiten. Sie waren in Augsdorf, Unterrißdorf, Alberstedt, Eisleben, Niederschmon, Seeburg, Salzmünde, Gatterstädt, Wolferode, Freyburg, Neehausen und Unterröblingen. Sie erlagen der schweren Arbeit bei schlechten Lebensbedingungen und Misshandlungen. Durch das Eisleber Stadtkrankenhaus wurde auf den Totenscheinen die Todesursache offensichtlich gefälscht. So soll sich der polnische Arbeiter Johann Klich, der am 15. Juni 1913 in Oltzysz geboren war, einen »komplizierten Schädelbruch beim Latrinenbesuch« zugezogen haben. Sehr oft tauchen auch Mittelohr- und Lungenentzündungen als Todesursache auf. Offenbar wurden die wahren Todesursachen systematisch vertuscht. Zwei der Opfer sind an Blinddarmentzündung gestorben, andere angeblich an Lungentuberkulose oder wie bei Leon Kacziek an »Urämie bei bestehender Schrumpfniere«. Diese Krankheiten führen entweder nicht zum Tod oder sie sind Begleiterscheinung von Entbehrung, mangelnder Fürsorge oder Ergebnis von Misshandlungen.
Im September 1983 wurde ein Arbeiter verurteilt, der auf dem Friedhof 23 Grabsteine umgeworfen und beschädigt hatte. Nach der Schändung durch Hakenkreuze und SS-Runen bedurfte es zu deren Beseitigung eines fachkundigen Steinmetzes, der sich ebenso wie der Gemeindevorsitzende zur absoluten Verschwiegenheit über dieses Vorkommnis verpflichten musste.
Gedenkstein für die Jüdische Gemeinde.
2001 haben Schüler des Martin-Luther-Gymnasiums in Eisleben den Friedhof gesichtet und die einzelnen Grabsteine dokumentiert. Die Steine wurden fotografiert und gemessen, die Inschriften wurden notiert. Das Ergebnis dieser Arbeit zeigen wir auf dieser Seite. Vielen Dank an die Bearbeiterinnen und Bearbeiter für ihre Initiative und die Genehmigung der Veröffentlichung.
Seitdem arbeiten wir kontinuierlich weiter an der Dokumentation. Im Abschnitt „Medien“ zeigen wir dazu das Friedhofsregister von 1939. Beide Dokumente haben wir in unsere genealogische Datenbank eingearbeitet.
Von 2011-2014 kümmerten sich zwei Bürgerarbeiter, die bei dem Verein beschäftigt waren, um die Pflege der Anlage. Dazu haben sie ganze Berge von Unkraut und Geäst entfernt. Auch wurden neue Fotos angefertigt.
Trotz der vielen Ansätze wird der Friedhof nicht mehr alle seine Geheimnisse preisgeben. Sehr viele Grabsteine fehlen, andere sind stark verwittert und unleserlich. Verweilt man einige Momente an diesem Ort, erfährt man viel über Zeit und Vergänglichkeit. Steine, die 1993 noch beschrieben wurden, sind heute nicht mehr zu finden. Der eine oder andere Stein droht umzustürzen und muss demnächst behutsam gelegt werden. Es wird sehr aufwändig werden, die gestürzten Steine wieder aufzubauen. Aber zusammen mit dem städtischen Bauhof haben wir uns zum Ziel gesetzt, wenigstens einige Grabmahle wiederherzustellen.
Seit Jahren findet am Shoah-Gedenktag auf dem Friedhof eine Feierstunde statt, an dem die Pfarrer beider großen Kirchen maßgeblich beteiligt sind.
Dominik Kunze 2022.
Dominik Kunze 2022.
Dominik Kunze 2022.
Aufnahme 2001
Letzte Aktualisierung: 2013
Längenangaben in cm: Höhe, Breite, Tiefe
Lageplan.
Im mittleren Bereich wurden offenbar die Gräber entfernt, um die Zwangsarbeiter zu bestatten.
A: Gedenkstein für die Jüdische Gemeinde. B: Gedenkstein für die Zwangsarbeiter.
Grab 2
vermuteter Stein: 90/65/35, Sandstein, umgekippt
Stein 2 (vermutlich von Grab 9), umgekippt, liegt auf oben genannten Stein
Zerbrochen in 2 Teile
Auf Gesamtstein bezogen: 105/60/20
Inschrift:
Hier ruht
Mein lieber Mann unser guter Vater
Geb. den 15. Juli 1855
Gest. den 13. März 1922
Ruhe sanft
Grab 4
Stein: 60/45/18, aus Basalt, umgekippt
Podest: 75/60/35, unten Sandstein, oben Granit
Inschrift:
Geb. Wollstein
Geb. 2.Oktober 1855
Gest. 24. März 1915
Grab 5
Stein: 58/48/18, lehnt am Sockel, aus Basalt
Podest: 60/40/20, Sandstein, steht am richtigen Platz
Inschrift:
Hier ruhet in Gott
Unser lieber Vater
Schwieger u Grossvater
Geb. 9. November 1841
Gest. 25. Juni 1914
Grab 13
Podest 1: 15/60/32, Sandstein
Podest 2: 35/48/25, Sandstein
Stein: 70/42/20, aus Basalt
Inschrift:
Hier ruhet in Gott
Mein geliebter Mann u. guter Vater
Seines einzigen Sohnes
Herr
Geb. 26. 09. 1845
Gest. 06. 10. 1918
Grab 16
Podest 1:12/76/35
Podest 2: 25/54/20
Stein: 95/47/18
Inschrift (sehr verwittert):
Hier ruht in Gott
…
geb. Mathias
geb. 26. 7. 1844
gest. 21. 2. 1933…
Grab 20
Podest 1: 15/55/40
Podest 2: 30/48/25
Stein: 75/40/11
Inschrift:
Geb. 28.01.1860
Gest. 17.03.1924
Dem Gedächtnis
Meiner lieben Mutter
Geborene Rothenstein
Geb. 13.06.1875
Gest. in Theresienstadt
1942 – 1943
Grab 21
Inschrift:
geb. 9. Dez. 1863
gest. 3. Sept. 1919
1: 18/40/30
2: 13/90/30
3: 21/60/11
4:11/50/38
5: (Stein): 75/35/12
Grab 22
Stein: 140/75/42
Inschrift:
Hier schläft in Frieden
Unsere liebe Schwester
Geb. 26. Mai 1877
Gest. 14. Jan. 1922
Grab 23
Steintafel: 95/110
Inschrift:
Hier ruht in Gott
Mein lieber Mann
Unser herzensguter Vater
Schwieger u Grossvater
Geb. 16. April 1845
Gest. 7. Februar 1925
Geb. Schwabe
Geb. 1.Februar 1851
Gest. 4. Februar 1936
Grab 24
Steintafel:115/90
Inschrift:
Zum Gedächtnis
an unseren lieben
Sohn und Bruder
geb. 19. Mai 1893
gest. 21. Okt. 1918
Derna bei Jerusalem [Gefallen im 1. Weltkrieg]
geb. 21. Sept. 1865
gest. 20. Sept. 1925
Grab 26
Podest 1: 35/50/50
Podest 2: 60/45/45
„Pokal“: Höhe: 50, Umfang (oben): 80
Inschrift:
Geb.14. 1. 1864
Gest. 4. 3. 1925
Anmerkung: Der Stein wurde inzwischen restauriert und wieder aufgerichtet.
Grab 30
Stein: 100/50/25
Hier ruht in Gott
meine geliebte Gattin
geb.
Lind
aus Mansfeld
20. Mai 1860
in Lengsfeld
Gestorben 18. November 1895
Grab 34
Stein: 140/55/30
Inschrift:
Hier ruht unsere geliebte Mutter
Geb. Loeser
Geb. den 4. Oktober 1808
Gest. 17. April 1889
Grab 35
Stein: 140/55/18
Inschrift:
Hier ruht in Gott
Unsere geliebte Mutter
…
[Rest nicht zu erkennen]
Rückseite: hebräisch
[2012 umgestürzt]
Grab 36
Stein: 150/55/15
Inschrift:
Hier ruht in Gott
Unsere unseglich Tochter
Gebürtig aus Hammeln
Die Wonne ihrer Eltern und Geschwister
Geb. 12. Juni 1866
Eingegangen zum besseren Leben
22.12.1886
Ruhe sanft in Frieden!
Rückseite: Hebräisch
Grab 39
Stein: 55/45/10
Podest: 25/55/25
Inschrift:
Hier ruht mein lieber Mann
Mein braver Sohn
Mein lieber Bruder
Geb. 6. Juli 1877
Gest. 30. März 1901
Ruhe sanft!
Grab 42
Nicht messbar, Basalt
Inschrift:
Geb. 7. Juni 1834
Gest. 21. August 1894
Geb. 4. Februar 1843
Gest. 22. Februar 1920
Grab 45
Podest: 60/50/40
Stein1: 48/40/2
Stein 2(liegend): 35/40/nicht bestimmbar
Inschrift:
Hier ruht unsere liebe Mutter
Geb. Rosenthal
Geb. 7.5.1848
Gest. 1.11.1892
Grab 48
Podest 1: 65/100/50
Stein: 70/37/30
Inschrift:
geb. 26. 4.1857
gest. 11. 10. 1906
Grab 52
2 Steine gleicher Größe: 60/45/30
Inschrift 1:
Hier ruht in Gott
Unsere gute Mutter
geb. Goldstein
im 68. Lebensjahr
geb. 17. Mai 1829
gest. 2. Sept. 1898
Inschrift 2:
Hier ruht in Gott
Mein lieber Gatte
Unser guter Vater
58 Jahre
geb. 10. Okt. 1837
gest. 28. 2. 1896
Grab 54
Podest: 20/50/25
Stein: 60/45/10
Inschrift:
Hier ruht Frau Helene Levi
Geb. Meyer
Geb. 21. Sept. 1822
Gest. 13. 4. 1908
Grab 55
Podest: 45/60/30
Inschrift:
Hier ruht in Gott
Meine liebe Frau uns. Gute Mutter
Schwieger und Grossmutter
Frau Emma Katzenstein
Geb. Heilbrun
Geb. 11. Januar 1852
Gest. 11. Oktb. 1907
Grab 56
Moses Wertheim (1865-1890)
Grab 62
Inschrift:
Geb. D. 28. Januar 1839
Gest. D. 21. Juli 1905
Und unsere gute Mutter
Geb. Hahn
Geb. 2. Februar 1839
Gest. 11. November 1913
Für die Zwangsarbeiter wurde 1988 von der Stadtverwaltung ein Gedenkstein auf dem Friedhof errichtet. Der Stein trägt die Namen und war wohl obenauf mit einem eisernen Kreuz versehen, das noch au dem Friedhof liegt.
Inschrift:
links:
Boleslaw Wisniewski
ur. 3.11.1923 r. umarl 1.7.1942 r.
Wladyslaw Huczak
ur. 5.2.1923 r. umarl 2.9.1942 r.
Kazimi erz Lazanski
ur. 7. 2. 1922 r. umarl 2. 12. 1942 r.
Stanislaw Minkina
ur. 19. 4. 1910 r. umarl 27. 1. 1943 r.
Julian Skubiszewski
ur. 9. 10. 1907 r. umarl 8. 2. 1943 r.
Stanislaw Jagimiak
ur. 9. 10. 1907 r. umarl 22. 3. 1943 r.
Jozef Papieree
ur. 1. 1. 1922 r. umarl 1. 8. 1943 r.
Stanislaw Prandota
ur. 24. 3. 1896 r. umarl 1. 8. 1943 r.
Wojciech Grajek
ur. 23. 4. 1920 r. umarl 8. 3. 1944 r.
rechts:
Wladyslaw Zzczygie
ur. 7. 9. 1924 r. umarl 26. 3. 1944 r.
Mikolaj Ginasz
ur. 19. 1. 1928 r. umarl 26. 3. 1944 r.
Jozef Slowikowski
ur. 7. 6. 1907 r. umarl 2. 12. 1944 r.
Jan Keich
ur. 15. 6. 1913 r. umarl 10. 1. 1945 r.
Lucyana Borowiecka
ur. 8.8.1929 r. umarl 21.4.1945 r.
Leon Kaziek
ur. 9. 4. 1912 r. umarl 26. 4. 1945 r.
Stanislaw Zzostok
ur. 9. 2. 1944 r. umarl 8.5.1945 r.
Erika Traszym
ur. 9.2. 1944 r. umarl 16.5.1944 r.
Czeslaw Tyderka
ur. 30. 1. 1944 r. umarl 9. 2. 1945 r.
Czermierzki Polacy z. Eisleben
Eisleben dnia 24. 6. 1945 r.