TAGEBUCH

Zum diesjährigen „I-loke-Israel-Tag“ liest der Schriftstelle Chaim Noll im Hotel Graf Mansfeld. Chaim ist der Sohn des Schriftstellers Dieter Noll (Die Abenteuer des Werner Holt).

CHAIM NOLL ZUM ILE-TAG IN EISLEBEN

Der Tag endete mit einem Vortrag Chaim Nolls über den Blick Israels auf den „arabischen Frühling“ in den Nachbar-Staaten. Der freie Schriftsteller wurde 1954 in Berlin geboren und ist aufgewachsen in einer deutsch-jüdischen Familie. Sein Vater, Dieter Noll („Die Abenteuer des Werner Holt“), gehörte zur DDR-Nomenklatura.  Schon als Heranwachsender spürte er sein Anderssein, ohne zunächst zu wissen, dass dies auch auf „seine jüdischen Wurzeln“ zurückzuführen war. Die Eltern verdrängten diesen Teil ihrer Lebensgeschichte und versuchten durch strikte Anpassung an die gesellschaftlichen Verhältnisse dazu zu gehören zu den „Siegern der Geschichte“. Chaim Noll absolvierte ein Studium der Mathematik und Kunst und war anschließend Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin. Als er 1980 den Wehrdienst verweigerte, wurde er in die Psychiatrie eingewiesen und durchlief mehrere Einrichtungen.

 

Erst 1984 durfte er nach Westberlin ausreisen und lebte zwischenzeitlich auch in Rom. Nachdem die Kinder weitestgehend ihre Ausbildungen abgeschlossen hatten, siedelte die Familie Mitte der 90er Jahre nach Israel, in die Nähe von Berscheba um. 

Wie schaut nun sein Heimatland auf die Nachbarstaaten auf der arabischen Halbinsel und am Mittelmeer? Nach dem Vortrag könnte man sagen, relativ gelassen. Dies liegt u.a. darin begründet ,,dass das Land seit seiner Staatsgründung 1948 stets darum bemüht war, sich verändernden Verhältnissen anzupassen, besonders an wirtschaftliche. Ein Beispiel dafür sind die Meerwasseraufbereitungsanlagen am Mittelmeer, welche das Land langfristig unabhängig machen von den existenziellen Wasserversorgungen z.B. für die Wüstengebiete.

Eine zentrale Rolle in den Ausführungen spielte das Camp-David-Abkommen, welches ein friedliches Zusammenleben der Staaten im nahen Osten unterstützte. Die aktuellen politischen Veränderungen in einigen der Nachbarländer könnten zu neuen Überlegungen führen müssen, falls die bestehenden Abkommen nicht mehr eingehalten werden. Hier steht vor allem die Frage, und sie kann bisher nicht positiv beantwortet werden, wie es den neuen Machthabern gelingt, die wirtschaftlichen Verhältnisse in Kürze zu verbessern bzw. zu stabilisieren, was jedoch, nach oft jahrzehntelanger despotischer Herrschaft und Korruption, eine gewaltige Herausforderung bedeutet. 

 

Da Israel, abgesehen von den Öl-Staaten, das einzige Land mit einer stabilen und aufstrebenden Wirtschaft in der Region ist, bleibt es auch bei den Ländern ein gefragter Handelspartner, die aus politischen und/ oder religiösen Gründen heraus, nicht als Freunde gelten.  Die anschließende Diskussion zeigte, dass der Gesprächsbedarf gegeben ist, und man durchaus weitere Themen anbieten kann. In diesem Sinne wurde der Büchertisch der Thalia-Buchhandlung sehr gern in Anspruch genommen.

 

Die Veranstaltung wurde seitens des Synagogenvereins gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung initiiert bzw. gefördert.  

 

Maria Hahn