TAGEBUCH

Die jüdischen Bürger gehörten zur Religionsgemeinde Eisleben.

STOLPERSTEINE IN SANGERHAUSEN

Im Rahmen der Landesausstellung „Sachsen-Anhalt traditionell weltoffen?“ widmeten sich Historiker und Heimatforscher in der Kreisstadt verstärkt der Spurensuche jüdischen Lebens in ihrer Stadt. So wurde in einem Vortrag von Dr. Peter Gerlinghoff aufgezeigt, dass sich die Anwesenheit von Juden bis in das 14. Jahrhundert nachweisen lässt und sie vor allem vom Geld-Handel lebten, da die Stadt an einer wichtigen Handelsstraße von Erfurt nach Magdeburg lag. Wie anderswo, so machte man auch hier diese Menschen für vielerlei Unglück pauschal verantwortlich, verfolgte sie und ließ sie finanziell „bluten“. Sie mussten schon damals spezielle Kleidung tragen (Männer einen spitzen Hut, Frauen ein Häubchen) und waren stets vom Wohlwollen der jeweiligen Landesherren abhängig, die oftmals selbst von deren Krediten profitierten. Im 18. Jahrhundert waren jüdische Familien auch am Kupferbergbau beteiligt.

 

Erstmals wurden am 5. November in Sangerhausen auf Betreiben der Initiative „Erinnern und Gedenken“ Stolpersteine für jene Sangerhäuser Juden verlegt, welche durch die Nazis ermordet wurden. Es handelte sich hierbei um Adele Hampel in der Göpenstraße 10 und die Familie Otto und Rosa Fleischmann in der Hüttenstraße 26. Sohn Arthur war bereits 1934 nach New York gegangen, während seine Schwester Jutta bei den Eltern blieb. Alle drei und Juttas Tochter Eva Miriam kamen in Sobibor ums Leben. Ingrid Transchel wohnte mit ihrer Familie ebenfalls in der Hüttenstraße 26 und war Spielgefährtin von Eva Miriam. Sie brachte an diesem Tag einige wenige Bilder mit, welche sie über all die Jahre aufgehoben hatte. Der heute 91-jährige Kurt Schulze kannte den Viehhändler Otto Fleischmann noch persönlich, da sein Vater ebenfalls dieses Gewerbe betrieb. Gern erinnert er sich an die liebenswürdige und helfende Art des Unternehmers. Ein Glücksfall war es, dass Otto Fleischmanns Enkelin Susan Freimark und deren Sohn Daryl in diesen Tagen Gäste in Sangerhausen waren. Seit 2005 stand Mario Milde mit der Familie in Kontakt und nun hatte man sich entschlossen, erstmals wieder nach Deutschland zu reisen. Dies stellte nicht nur eine besondere Würdigung der Erinnerungsarbeit der Sangerhäuser Initiative dar, sondern brachte auch den beiden New Yorkern neue Erkenntnisse über ihre Familie und deren Schicksal. Zum mehrtägigen Besuchsprogramm gehörte u.a. ein Besuch der Synagoge in Eisleben.

 

Die Stolpersteine verlegte Gunter Demnig selbst. Er und Oberbürgermeister Poschmann sprachen zu den zahlreichen Teilnehmenden der Stadt und aus Eisleben. Die Theatergruppe des Scholl-Gymnasiums und eine Bläsergruppe der Musikschule setzten einen würdigen Rahmen.

 

Das Projekt wurde unterstützt durch Mittel des Bundes im Rahmen des Lokalen Aktionsplanes für den Landkreis MSH.

 

Maria Hahn

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