TAGEBUCH

Prof. Dr. T. Kaufmann in der Andreaskirche während des Vortrages.

RÜCKBLICK: PROF. KAUFMANN IN EISLEBEN

Am 27. Mai 2017 hielt Prof. Dr. T. Kaufmann in der Andreaskirche seinen Vortrag über Luthers Verhältnis zu den Juden und interpretierte die Reflektionsgeschichte des Lutherschen Antijudaismus bzw. des Lutherschen frühen Antisemitismus. Er führte u.a. aus, dass Luther in einer antijüdischen christlichen Welt aufgewachsen ist und diese christliche Abneigung nie abgelegt hat.

 

Auch führte er an, dass Luther kaum persönlichen Kontakt mit Juden  hatte und seine Verbitterung gegenüber den Juden aus dem neuen Glauben heraus entstand, denn er war überzeugt von der Richtigkeit des Verhältnisses zu Gott durch die protestantische Glaubenslehre.In seiner Schrift von 1523 „Dass Jesus ein geborener Jude sei“ hebt er die Auserwähltheit der Juden von Gott hervor und betont, „dass die Juden unsere Brüder seien“.

Er ist überzeugt den richtigen Weg zu Gott gefunden zu haben und ist der Meinung, jetzt können die Juden den Jesus Christus als ihren Messias anerkennen und zum christlichen Glauben konvertieren. Die Juden, bis auf wenige Ausnahmen, halten aber an ihrem alten Glauben fest und verhöhnen Marias jungfräuliche Geburt, sie erkennen nicht den Messias an und sind sehr „stockbeinig und halsstarrig“ in Luthers Augen.

 

So beginnt der Kampf Luthers um die Ausgrenzung der Juden. In den dreißiger Jahren wird er sehr hart gegen die Juden vor gehen und im Jahr 1543 schreibt er seine schlimme Schrift „Von den Juden und Ihren Lügen“. Diese wiederholt er auch am 15. Februar 1546 in seiner letzten Predigt, als er von dem christlichen Thema abwich und er zum Thema Juden überging, indem er den Eislebern sagte: „Und eins muss Euch noch sagen: Ihr habt noch Juden in Euren Landen. Diese müsst Ihr vertreiben, denn sie sind Wucherer, Betrüger und Gotteslästerer …!“

Die Benutzung von Luther und seinem Antijudaismus/Antisemitismus ging über die Jahrhunderte, um zu begründen, dass die Juden kein auserwähltes Volk Gottes, sondern verdammt und ausgestoßen sind. Die am Häufigsten zitierten Textstücke mit Äußerungen von Luthers Judenhass wurden in kleinen Textsammlungen, ‚antisemitischen Lutherflorilegen‘ verbreitet. Sie spielten eine wichtige Rolle um die evangelische Christenheit für antisemitische Propaganda anfällig zu machen.

 

Nach dem Vortrag begab er sich mit Frau Dr. M. Gibas in die Synagoge und sprach sich sehr lobend über das Engagement des Vereins und über die gefertigte Ausstellung „Luthers langer Schatten im mitteldeutschen Raum“ aus.

 

Rüdiger Seidel

Prof. Kaufmann hinterließ folgenden Eintrag im Gästebuch unseres Vereins:


Es war mir eine große Freude und Ehre, die durch das große persönliche Engagement einiger Eisleber Bürger in ihrem Bestand gesicherte Synagoge besuchen zu können. Ich halte es für sehr wichtig, ein solches Zeichen zu setzen und durch die Bewahrung historischer Überreste die Auseinandersetzung mit dem Thema Judentum aufrecht zu erhalten. Vielleicht kehrt ja irgendwann auch jüdisches Leben zurück. Ich wünsche Eisleben, dass es die Erfahrung machen kann, dass vielfältiges religiöses Leben bereichernd ist. Dies dürfte die heute sach- und zeitgemäße Weise sein, seines ‚größten Sohnes‘, seiner verheißungsvollen Aufbrüche und seiner Grenzen zu gedenken.


Thomas Kaufmann

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