Der Nachfahre der Eisleber Jüdischen Familie Weinzweig, die im 19. Jahrhundert in Eisleben wohnte und arbeitete, ist am 9. Mai 2018 in Hamburg gestorben. Seine Frau schreibt uns, dass er friedlich in ihren Armen eingeschlafen ist.
Dieter Weinzweig ist 1940 geboren, in die Wirren des II. Weltkrieges hinein und er hat die Zerstörung seiner Stadt miterlebt und konnte auf Grund seiner arischen Mutter überleben. Sein Vater starb in den Bombennächten des II. Weltkrieges 1943.
Nach dem Krieg und dem Schulbesuch wurde er Maurer und meldete sich mit der Gründung der Bundeswehr zum Wehrdienst, weil er seiner Mutter finanziell nicht auf der Tasche liegen wollte.
Vom 16. auf den 17. Januar 1962 wütete die schlimmste Sturmflut der Stadtgeschichte Hamburgs. Für Dieter Weinzweig war es kein Pflichtdienst, mit seinen Kameraden mit Sturmbooten hilfesuchende Menschen von den Dächern, aus den Bäumen und dem Wasser zu retten; denn er half immer wo Menschen in Not waren, bis er es selbst nicht mehr konnte. Hierfür wurde er vom Ministerpräsidenten Schleswig Holsteins am 17. Februar 1963 mit der Gedenkmedaille Sturmflut 16./17. Januar 1962 ausgezeichnet.
Am 17. Dezember 1965 heiratete er seine Frau Hannelore. Die Arbeit als Maurer gab er bald auf und qualifizierte sich in einer Umschulung zum Programmierer/Operator und bald danach als Operator im Rechenzentrum der Deutsche Shell AG.
In ihrer Zuschrift schreibt Frau Weinzweig:
„Anfang 2000 begannen wir mit der Ahnenforschung und konnten im Laufe der Zeit Unmengen von Informationen zusammentragen, die wir alle in einem Buch aufgeschrieben haben. Hauptsächlich konnte uns Herr Seidel, Vorsitzender des Vereins Synagoge Eisleben weiterhelfen. Dieter wurde Mitglied und es entstand ein freundschaftliches Verhältnis zu Herrn Seidel und vielen ehrenamtlich helfenden Mitgliedern. 2009 besuchten wir das erste Mal die Lutherstadt Eisleben und lernten die Mitglieder des Vereins Eisleber Synagoge kennen.“
Herr Weinzweig ist seit dieser Zeit Mitglied unseres Vereins und er hat zwei Mal Fördergelder für den Verein über ein Förderprogramm der Shell-Stiftung-Deutschland, die für Baumaßnahmen zur Verfügung standen.
Im November 2017 kamen die Weinzweigs wieder nach Eisleben. Herr Weinzweig war damals bereits von der Krankheit gekennzeichnet, hat aber die Reise nach Eisleben unbedingt noch einmal machen wollen. Auch diesmal hat es ihm gefallen in unserer Stadt und er war erfreut über die Fortschritte, die der Verein bisher gemacht hat. Ein Treffen mit den Mitgliedern des Vereins und der Anwesenheit der Oberbürgermeisterin hat ihm große Freude bereitet. Dort wurden er und seine Frau zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt.
Der Verein Eisleber Synagoge trauert um den Verlust von Dieter Weinzweig.
Wir werden sein Andenken in Ehren halten.
Rüdiger Seidel
Vorsitzender