Für die Sangerhäuser Juden war schon der „Judenboykott“ vom April 1933 das Signal zum Aufbruch. Es folgten die Rassegesetze. Sie entzogen den Verbliebenen die Lebensgrundlagen. 1938 gab es abgesehen von Einzelpersonen in gemischten Ehen nur noch zwei jüdische Familien in Sangerhausen – die Meyersteins und die Fleischmanns. Bislang waren wir davon ausgegangen, dass das Novemberpogrom an ihnen vorbeigegangen war, da es in Sangerhausen keine Synagoge gab. Nun verfügen wir aber über ein neues Dokument, das näheren Aufschluss gibt.
Durch die „Geldkarte“ aus dem KZ Buchenwald wissen wir nun, dass Otto Fleischmann am Tag nach dem Pogrom verhaftet wurde, bis Ende November im Polizeigefängnis Halle war und von dort nach Buchenwald gebracht wurde. Seine Häflingsnummer war 32400. Seine Frau besuchte ihn am 6. Dezember. Am 9. Dezember wurde Fleischmann im Zuge der Weihnachtsamnestie entlassen.
Initiative Erinnern und Gedenken Sangerhausen